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Was ist Würde?

Die Würde des Menschen ist unantastbar. So lautet im Grundgesetz der Artikel 1. Aber ist sie das wirklich? Gehen wir würdevoll mit uns selber um? Sind wir uns überhaupt unserer Würde bewusst? Triffst du in deinem Leben Entscheidungen mit Würde?

 

Als Kind entwickeln wir ein Selbstbild. Wir begreifen, dass wir individuell und nicht jemand anderes sind. Die primitivste Stufe hierin - das Ich - entsteht. In der zweiten Stufe bildet sich unser Identitätsgefühl, weil wir unsere Individualität im Kontext unserer Lebensumstände begreifen. Man weiss aber auch, dass es überall auf der Welt besondere Menschen gibt, die ihre spezielle Identität haben. Wir fragen uns nun, ob es etwas gibt, was allen gemeinsam ist und Identitäten verbinden kann.

 

Wir nennen es Würde.

 

Die Würde ist das Bild, was wir von uns haben, wie wir sein möchten, damit wir trotz aller Unterschiedlichkeit mit anderen in einem menschlichen Austauschprozess bleiben. Das Bild von der eigenen Würde kann jeder nur allein im Hinlick auf seine persönliche Entwicklungsstufe herausschälen. Ein Kind hat aus sich heraus ein Gefühl über die Richtigkeit menschlicher Beziehungen. Wenn es das Glück hat und in einer würdevollen Umgebung aufwächst, wo seine Einzigartigkeit toleriert wird, dann wird sich ab der Pubertät Bewusstheit über die eigene Würde zeigen und sich ein Identitätsgefühl entwickeln.

 

Wenn wir Bewusstheit über unsere eigen Würde haben, können wir besser aufpassen, dass diese Würde von anderen nicht verletzt wird. Wenn wir andere wie ein Objekt behandeln für unsere Zwecke, dann erzeugen wir letztlich unsere eigene Würdelosigkeit.

 

Was können wir tun, um unsere eigene Würde nicht zu verletzen?

 

Die gute Nachricht ist: Wenn wir Bewusstheit für unsere eigene Würde haben, sind wir nicht mehr verführbar und verletzlich. Niemand kann uns unsere Würde wieder nehmen. Wenn wir die eigene Würde als Kompass für unsere Handlungen nehmen, brauchen wir keine weiteren Anstrengungen unternehmen, uns richtig zu verhalten. Wir tun es dann automatisch. Die Würde ist allem sonstigen Bemühen nach gutem Leben übergeordnet und vereinfacht, was normalerweise schwierig anmutet. Das Bild unser eigenen Würde leitet unser Verhalten anderen gegenüber. Wir machen dann den anderen nicht mehr zum Objekt unserer Bedürfnisse, weil wir dann unsere eigene Würde verletzen würden. Wenn wir eine würdevolle innere Haltung haben, dient uns diese automatisch als Führung für unser Verhalten.

 

Wenn wir uns nicht mehr als Objekt für die Bedürfnisse anderer zur Verfügung stellen, dann hat das radikale Auswirkungen auf die gesamte Menschheit, der sich niemand mehr entziehen kann. 

 

Wir legen die Opferrolle ab!

 

 Foto: Gerald Hüther, 2018 (genehmigt von M. Beilmann)

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